Im letzten Jahr wäre er 100 geworden, man kann also die konzertante Aufführung von “The Turn of the Screw” im Konzerthaus als kleinen Nachtrag zu seinem runden Geburtstag sehen: Benjamin Britten, Englands bedeutendster Komponist des 20. Jahrhunderts, will man aber auch jenseits von Jubiläen hören. In den Werken Brittens liegt ein Geheimnis: Es liegt ein (Klang-)Zauber in ihnen, der jeden Hörer in seinen Bann schlägt. Ob man nun aus einem “Peter Grimes” oder “Billy Budd” der Staatsoper, einem “Albert Herring” der Volksoper oder einer konzertanten Aufführung herauskommt, ist man – “Brittenianer”!
Im Konzerthaus war es eine bemerkenswerte Aufführung: Miah Persson und Mark Padmore stehen als Interpreten in der ersten Reihe Ensembles. Aber sie ragen nicht als Stars heraus, vielmehr ist das gesamte Ensemble von beispielhafter Geschlossenheit. Die Stimmen greifen quasi ineinander. Es wird an einem Strang gezogen. So gelingt eine dichte Wiedergabe aus einem Guss.
Persson versteht es, als tragische Gouvernante die Schönheiten von Brittens Partitur ebenso eindrucksvoll mit zartem Ausdruck zu vergolden, wie sie die dramatischen Stellen intensiv herausarbeitet. Mark Padmore verbindet als Quint schlanken Tenorklang mit fülligerem Volumen, Anne Marie Owens ist als Mrs. Grose ebenso präsent wie Cheryl Baker, William Gardner und Erin Hughes.
Dirigent Rory Macdonald animierte das Wiener KammerOrchester zu raffinierten Farben und bildhatten Klangmomenten. Spannend!
“Kronen Zeitung” vom 24.03.2014 Seite: 24 Ressort:
Kultur
Wi, Abend, Bgld, Wi, N.Ö., Vbg, Wi, Morgen